Friday, May 14, 2010

Rocktimes by Norbert Neugebauer




Saturday, March 27, 2010

Patrick Crowson / Finito La Comedia






Patrick Crowson ist ein Typ wie aus der Vergangenheit. Kaum Informationen, eine äußerst dürftige Website mit unscharfen, verblassten Bildern, die auch aus einem privaten Fotoalbum aus den siebziger Jahren stammen könnten. Ebenso lässt das Cover der Promo-CD seines zweiten (?) Soloalbums kaum irgendwas erkennen. Das ganze Teil wirkt wie selbst gebrannt, mit ebenfalls selbst (und falsch) zusammenkopiertem Inlay. Auf der schnell hingeschmierten Titelauflistung fehlt ein Song ("I Pray For You" lt. MySpace-Seite). Wer sich so präsentiert, dem ist es offensichtlich völlig egal, welchen Eindruck er damit macht und ob die Welt etwas über ihn erfahren will. Der will nur seine Musik für sich sprechen lassen. Oder es ist Strategie. Gut, das können wir alles respektieren, was aber die Reviewmöglichkeiten ebenfalls sehr begrenzt. Aus dem www erfahren wir noch, dass er wohl Amerikaner ist und in Brooklyn wohnt.
Was wir hören, ist eine quengelige Stimme mit sehr sparsamer, ebensolcher Begleitung. Als Hinweis auf den wohl einzigen Mitspieler finden wir auf der Papiereinlage den Vermerk: »singing guitars harmonica organ suitcase ukulele Josh Allen«. Auch für »recording mixing« zeichnet der verantwortlich. Die eigene Mitwirkung listet Patrick Crowson mit »singing guitar« auf.
Er steht klar in der Singer/Songwriter-Tradition bekannter Kollegen, als die noch jung waren. Natürlich fällt da immer der Name Bob Dylan. Das mag stimmlich nicht von der Hand zu weisen sein, mir fallen jedoch auch gleich Kris Kristofferson und Leonhard Cohen ein. Die Saiten der begleitenden Akustikgitarre werden ziemlich kunstlos angeschlagen, kratzen, scheppern und jaulen auch schon mal heftig. Was da vermutlich Josh Allen an Duettstimme (ab und an) sowie mit seinen Saiten- und Tasteninstrumenten beisteuert, klingt schon weniger hingeschrubbt. Aber zusammen hat das einen eigenen (reichlich puristischen) Reiz.
"For Old Horse" eröffnet noch relativ kompakt mit hoher Zweitstimme, Ukulelengeklimper und Orgel. Der dünn instrumentierte Titelsong, bei dem lediglich der Titel (bedeutet: »Schluss mit der Komödie«) italienisch ist, hat nicht nur deswegen Ähnlichkeit mit "It's All Over Now, Baby Blue". "True Preacher" hört sich schwer nach spätnächtlicher Session daheim im Wohnzimmer an. Dagegen klingt das nachfolgende folkige "Handful Of Rain" (mit "Harvest Moon"-Mundharmonika) schon richtig ausgearbeitet, auch wenn der Sound immer noch demomäßig ist. Ich bin mal gespannt, wer sich dieses Songjuwel schnappt, um daraus einen lukrativen Hit zu machen. Auch "Missouri" mit der akustischen Slidegitarre auf der zweiten Spur ist so ein dylanesker Rohdiamant.
Ab "Raymags Plea" sorgt eine sparsame E-Gitarre für Abwechslung, die dann beim nachfolgenden 'Phantomsong' in bester Neil Young-Wüterei richtig grungig Krach macht. Ganz klar als Stilmittel wird der abgewetzte Lo-Fi-Sound bei "Hardin'" eingesetzt, bei dem im rauschigen Hintergrund ein Harmonium für Country-Romantik-Flair sorgt. Den Schlusspunkt setzt "Mine Forever" mit fürchterlich verstimmter Klampfe, bei der der Eindruck entsteht, sie ist auf der Suche nach den Noten von "Stille Nacht, Heilige Nacht" …
Über das, was Patrick Crowson und Josh Allen damit beabsichtigen, was bloße Attitüde oder was Selbstverwirklichung, was Dilettantismus oder Stilmittel ist, kann sich jeder Hörer selbst seine Gedanken machen. Normalerweise sind dieser Sound und die ganze Aufmachung eine Zumutung, die sich wohl die wenigsten Käufer/Hörer antun. Aber Crowson ist zweifelsohne mehr als nur ein seltsamer Eigenbrötler mit gewissen Talenten. Da blitzen zwischendurch einfach zuviel geniale Momente auf und er hat eine Ausstrahlung, die selbst bei dieser komischen Produktion unverkennbar ist.
Reinhören - Patrick Crowson kann eine Entdeckung, aber auch eine absolute Enttäuschung sein!

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